Neele Köster gewinnt das Familienduell
Mehr als 1300 Nennungen beim zweitägigen Turnier der Reitgemeinschaft Irps-Hof – 8. Auflage
Die Kreismeisterschaft im Springen ging an die 15-Jährige vom RFV Je- ver-Moorhausen. Schwester Lina Köster wurde Zweite.
VON MARTIN MÜNZBERGER aus der Wilhelmshavener Zeitung vom 6.8.2018, Seite 18
ROFFHAUSEN – Udo Paradies, Sieger der vergangenen zwei Jahre, schaute sich die Entscheidung um den Kreismeistertitel im Springen gestern beim Turnier des Irps-Hofes in Roffhausen entspannt von einem Stuhl aus an. Ein Bandscheibenvorfall Anfang des Jahres hatte den Titelverteidiger zum Zuschauen verurteilt – eine Situation, deren praktische Seite Kreisvorsitzende Andrea Remmers herausstrich. „Dann kann er den Pokal auch nicht behalten.“
Die blau-weiße Schärpe gab es für eine Titel-Debütantin. Mit vier Punkten sicherte sich Neele Naja Sophie Köster (RFV Jever-Moorhausen) den Titel vor ihrer älteren Schwester Lina Frederieke Köster ( Je- ver-Moorhausen/8) und Joleen Müller. Die 15-Jährige war nach einem Zeitspringen der Klasse L (Platz 6) und einem L-Springen (Platz 13) in der Addition beider Prüfungen die beste heimische Starterin.
In der zweiten Wertungsprüfung steuerte die Siegerin mit dem in Italien geborenen „Superio d’Acheronte“, der praktischerweise mittlerweile aber auf den deutschen Na- men „Seppl“ hört, auf einen sicheren Sieg zu, musste aber noch einmal zittern, weil am letzten Sprung eine Stange fiel. „Ganz klar mein Fehler“, stellte die Siegerin selbstkritisch fest. Rubrik: „Blöd angeritten.“
Als Nachfolgerin von Udo Paradies (2017, 2016) und Marei Streicher (2015, 2014) konnte sich Neele Köster darum erst fühlen, als Joleen Müller den Parcours absolviert hatte. Die Hooksieler war amSonnabend mit „Lord Fenner“ wie auch die Siegerin fehlerfrei geblieben und hatte nur fünf Sekunden Zeitrückstand – ein Abstand, der mit einem Null- Fehler-Ritt hätte aufgeholt werden können. Mit neun Fehlerpunkten war der Traum allerdings nach 67,13 Sekunden ausgeträumt.
Platz 21 in der Prüfung führte dann dazu, dass sich die 13- Jährige gedanklich unmittelbar nach dem Ritt aus dem Gewinner-Trio verabschiedet hatte und vor der Siegerehrung erst einmal herantelefoniert werden musste. Und auch hier wurde praktisch gedacht. Richter Ralf Ulders: „Wenn es nicht anders geht, soll sie sich irgendein Pferd vom Abreiteplatz holen.“
Die Drittplatzierte zog es dann vor, auf zwei Beinen zu kommen, während Routinier Heinz-Hermann Decker (RV Hoeven), Sieger beider L-Prüfungen, sich mit einer Ehrenrunde verabschiedete.
So unglücklich der eine Spross der Familie war, so glücklich war ein anderer. Jenna Müller sicherte sich in ihrer ersten S-Dressur überraschend mit „Fun Forever“ den vierten Platz im Feld der 32 Starter. „Zwischen Galopp und Pirouetten war ich ein bisschen unkonzentriert. Die Wechsel haben dann aber so gut geklappt, dass ich mich fast verritten hätte.“
Am Ende vergaben die drei Richter 838,5 Punkte – lösten damit aber bei der 16-Jährigen, die nach den Sommerferien auf die BBS Jever wechselt, nur Verwirrung aus. „Ich wusste im ersten Moment gar nicht, ob das gut oder schlecht ist.“
Weil das richtig gut war, wird die von Bernadette Brune trainierte Hooksielerin mit „Fun Forever“, seit Ende 2016 im Besitz der Familie, im vergangenen Jahr aber erkrankt, nach dem Vizelandesmeister-Titel in Rastede und dem erfreulichen Debüt in der Klasse S in Roffhausen jetzt noch Turniere in Schönemoor und Hooksiel sowie das Finale der Weser-Ems-Meisterschaften für Mannschaften folgen lassen. „Jetzt haben wir ein bisschen Blut geleckt.“
Ambitioniert war schließlich auch wieder das, was der die Reitgemeinschaft Irps-Hof Roffhausen mit seinen 125 Helfern zwei Tage lang präsentierte. Mit 1321 Nennungen war die achte Turnierauflage so groß wie nie zuvor. Und das sportliche Angebot von Prüfungen der Klasse S (Dressur und Springen) bis hin zu Spaßangeboten wie Jump & Drive (mit einem Squad) sowie Jump & Dog ließ keine Wünsche offen.
Zudem präsentier te sich der weitläufige Hof der Reitgemeinschaft wieder bestens präpariert.
Das galt auch für die Plätze, und da hatten die Organisatoren im Vorfeld und an den Turniertagen alle Hände voll zu tun. Allein achtmal wurde am Sonnabend der Sand des Springplatzes gewässert, um den Reitern optimale Bedingungen zu liefern.
Anders als zuletzt in Varel- Rallenbüschen, wo an einem Turniertag die Reiter gleich reihenweise wegblieben, machte die Hitze den Irps-Hof-Veran wortlichen um Stephan Dorn keinen Strich durch die Rechnung. „Die Starterfüllung lag bei rund 63 Prozent. Das ist ein normaler Turnierwert.“ Ansonsten hörte Dorn, der an beiden Turniertagen jeweils mehr als ein Dutzend Richter beschäftigte, auch auf das, was nicht gesagt wurde. „Von Springreiter Thorsten Pander habe ich nichts gehört. Dass ist das höchste Lob, das man bekommen kann.“ Der 54-Jährige Leiter des Gestüts Welsum hatte aber nicht nur wegen der guten Bedingungen in Roffhausen Grund zur Freude. Für die sorgte auch Tochter Leonie, die auf „Cantara“ im L- Springen den vierten Platz belegte. Für beide war das aber nicht der Höhepunkt des Wochenendes. Der folgte gestern beim Turnier des RV Petkum- Oldersum, wo Vater Thorsten und die elfjährige Tochter in einem M-Springen auf einander trafen. Thorsten Pander: „Da hat sich die ganze Verwandtschaft angesagt.“
Fans aus dem eigenen Lager – das galt aber natürlich auch in Roffhausen. Mit Kreismeisterin Neele Köster wurde deshalb genauso mitgefiebert wie mit Greta Funke-Ligthart, Siegerin des gestrigen S-Springens, Tomke Mehrtens, die mit „Very fine Lady“ und der Wertnote 7,40 die Dressur der Klasse M* gewann oder Anna Keemann ( Jever-Moorhausen), die mit „Bronko“ eine Abteilung des Reiter-ettbewerbs für sich entschied.
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